Unsere Nepalreise – unvergessliche Begegnungen!
Am 11. April ist es endlich soweit! Nach monatelanger intensiver Vorbereitung in der Nepal-Arbeitsgemeinschaft unserer Schule starten wir mit je fünf Schülerinnen und Schülern in Begleitung von vier Lehrerinnen in den Himalaya-Staat Nepal. Große Aufregung herrscht bei den Jugendlichen und ihren Eltern sowie dem gesamten Team beim Abschiednehmen auf dem Düsseldorfer Flughafen.
Nach mehr als zehn Stunden Flug – mit Zwischenstopp in Abu Dhabi – erreichen wir Kathmandu, die Hauptstadt Nepals. Mit unserem Reisegepäck in der Hand verlassen wir den kleinen internationalen Flughafen Tribhuvan. Viele Menschen und Taxifahrer warten auf Gäste und Touristen; auch auf uns warten zwei Mini-Busse – keine Zeit zum Akklimatisieren. Das Gepäck wird verstaut. Los geht’s in Richtung Thamel zum international Guesthouse.
Unsere Reisegruppe gewinnt erste Eindrücke von der quirligen Hauptstadt, in der mehr als 1,2 Millionen Menschen leben. Hier stoßen die Lastwagen, Transporter, große und kleine Busse, die Privatwagen und die vielen kleinen Taxis, vor allem aber die in den letzten Jahren rasant gestiegene Zahl von Motorrädern schwarze, stinkende Wolken von Abgasen aus – auffallend viele Menschen schützen sich mit einem Mundschutz gegen die schlechte Luft und den Staub. Niemand scheint sich aufzuregen, Polizisten regeln durch Handzeichen den Verkehr. Und in diesem Verkehrsgetümmel liegen die heiligen Kühe auf der Straße. Überall wird gehupt…Schlaglöcher, Müllberge entlang der Straßen. Jeden Tag werden wir viele Kilometer in diesem Verkehrschaos zurücklegen – „Gugu“-Straßen nennen die Jugendlichen sie!
Für den zweiwöchigen Aufenthalt haben wir uns viel vorgenommen. Ein Höhepunkt der Reise ist zweifellos die Begegnung mit den behinderten Jugendlichen in Thecho. Schon lange haben wir den Wunsch, das Behindertenheim selbst in Augenschein zu nehmen, um dann vor Ort zu entscheiden, wie und mit welchen Mitteln wir das Leben der Heimbewohner verbessern können. Es ist uns ein Herzenswunsch durch unseren tatkräftigen Einsatz die Lebensbedingungen zu verbessern und die unwürdigen Zustände in diesem Heim, vor allem in den Schlafräumen, in der Küche und im Essraum zu verbessern.
An drei Tagen bringt uns ein Bus mit Raj, einem netten und verständnisvollen Fahrer, durch den dichten Straßenverkehr Kathmandus zum Heim Bal Mandir in Thecho, ca. 14 km von Thamel entfernt. Strahlende Gesichter erwarten uns, denn bei jedem Besuch bringen wir für jeden Jungen kleine süße Überraschungen mit (Schokolade, Gebäck, Milchschokolade, Säfte und Nudeln).
Kleine Anweisung: Ärmel hochkrempeln und los geht’s! Ausgerüstet mit Arbeitshandschuhen und Mundschutz stürzen wir uns in die Arbeit. Die Jungen erhalten eine Anleitung und suchen akribisch mit Hilfe der von uns mitgebrachten Zangen den Abfall auf dem Gelände. Küche und Essraum, Schlafräume und Toiletten werden saniert und entrümpelt, Wände für den Anstrich vorbereitet, Fensterrahmen und Mobiliar gereinigt und der abgenutzte Boden herausgerissen. Die Decke muss gegen Nagetiere mit Maschendraht abgedichtet werden und und und…
Handwerker aus dem Ort, sogar der Busfahrer und die behinderten Jungen helfen. Für letztere sind die Arbeiten eine willkommene Abwechslung im sonst so tristen Leben! Sie blühen bei den gemeinsamen Tätigkeiten richtig auf. Sie fühlen sich richtig wohl, denn bei den vielen kleinen Pausen, ausgefüllt mit Ballspielen, Fangen, Musik hören mit dem eigenen von uns gestifteten Radio und Knabbereien wächst allmählich eine tolle Gemeinschaft – jeder packt mit Begeisterung an!
Nach intensiven Arbeitstagen kann sich das Ergebnis sehen lassen:
Die Küche leuchtet in hellen Farben, Wände und Küchenmöbel sind neu gestrichen; Kacheln mit hübschen Motiven und ein neuer sauberer Laminatboden, klare Fenster, saubere Fensterrahmen schaffen eine völlig neue Atmosphäre! Unsere Gemeinschaft hat ein großartiges Ergebnis erzielt – alle Beteiligten sind happy. Und ein paar blühende Tagetes sowie neue bunte Gebetsfahnen sind ein Blickfang auf dem eher farbenlosen Gelände!
Bevor wir uns endgültig von den Heimbewohnern verabschieden, wollen wir die Frau, die allein für die Jungen zuständig ist und deren Kleidung per Hand waschen muss, den Alltag erleichtern. Unser spontaner Entschluss: wir kaufen eine Waschmaschine!
Wertvolle Stunden haben wir in diesem Heim verbracht, unvergessliche Momente haben wir hier erlebt. Reicher an Erfahrung können wir mit Überzeugung sagen: Es hat sich gelohnt und wir werden weiterhin Spenden sammeln!
Auch die Begegnung mit unseren Patenkindern gehört zu unserem Reiseprogramm.
Schon am zweiten Tag nach unserer Ankunft in Nepal feiern wir gemeinsam in der Mangal-Schule in Kirtipur (9 km von Thamel entfernt) das nepalesische Neujahrfest – sie schreiben das Jahr 2076! Die Schule ist blitzsauber, die Schüler tragen Festtagskleidung, eine schöne Stimmung zum Start unserer Nepalreise! Der Schulleiter begrüßt uns gemäß der nepalesischen Traditionen, mit einem buddhistischen Glücksschal wird jeder von uns herzlich willkommen geheißen, ein roter Punkt (Tika) ziert die Stirn und jeder erhält eine duftende, rosafarbene Rose. Das obligatorische Gruppenfoto hält diesen bewegenden Moment fest.
Anschließend geht’s zur Stadtbesichtigung. Ein beschauliches Städtchen mit Stupa und Tempeln, Marktständen und Frauen, die ihr Gemüse auf dem Boden zum Verkauf ausbreiten. Ein totaler Gegensatz zum quirligen Kathmandu. Der halbe Ort ist auf den Beinen, um die Schüler aus Germany zu begrüßen.
Das Besondere: Einige Schüler der Nepal-AG gehen gemeinsam mit „ihrem“ Patenkind durch Kirtipur – eine tolle Begegnung! Und gemeinsam wandern wir zum buddhistischen Kloster und zur schmalen eisernen Hängebrücke über eine Schlucht – für einige von uns eine wahre Mutprobe! Unten fließt der Bagmati.
Ein Lunch mit riesigen vegetarischen Burgern und Pommes frites bilden den Abschluss dieses bewegenden ersten Treffens.
Am folgenden Tag stehen sportliche Wettkämpfe im Mittelpunkt. Ein deutsch-nepalisches Basketball-Freundschaftsspiel zwischen Schülerinnen und Schülern aus Mechernich und Kirtipur findet reges Interesse bei den zahlreichen Zuschauern. Auch der anschließende zweite Teil mit einem Reifen-Parcours bereitet viel Spaß und zeugt von der Geschicklichkeit unserer Schüler – bravo!
Nach dem sportlichen Ereignis folgt ein kulturelles Programm mit traditionellen Tanz- und Musikdarbietungen. Unsere Patenkinder aller Altersstufen überraschen uns mit ihren Tänzen und fordern uns zum gemeinsamen Tanz auf die festlich dekorierte Bühne.
Nach so vielen Aktivitäten kommt es endlich zur Verteilung unserer Geldspenden. Jedes Kind wird mit Namen aufgerufen und erhält im Beisein seiner Eltern einen schön gestalteten Umschlag mit der Geldspende und einem kleinen Präsent – eine willkommene Unterstützung für die Eltern, damit ihre Kinder die Mangal-Schule weiter besuchen können.
Für all die Aktivitäten und den Einsatz unserer Nepal-AG zeichnet die Mangal-Schulleitung die Unterstützer aus Germany mit einer Medaille aus. Als Dankeschön gibt es auch ein hübsch gerahmtes Gruppenbild, das vom Engagement unserer Schule Zeugnis ablegt.
Den Abschluss dieser wunderschönen und zutiefst bewegenden Tage bildet ein Gruppenfoto vor dem Tor der Mangal-Schule.
„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen…“ – so haben auch wir in den zwei Wochen viel erlebt und können viel erzählen.
Der Besuch eines Klosters mit Übernachtung und Teilnahme an einer buddhistischen Gebetszeremonie sind einzigartig! Zuerst heißt es „Schuhe ausziehen und leise sein!“ Diskret sitzen wir hinter den Mönchen, lauschen deren Sprechgesängen, den Trompetenklängen und dem Schlagen der Trommeln. Novizen servieren Masala-Tee mit süßem Gebäck, auch für uns Gäste. Unsere Schülerinnen und Schüler staunen nicht schlecht über die zum Teil sehr jungen Mönche, die oft viele Jahre im Kloster fern von der Familie leben und studieren. Das gemeinsame Abendessen und Frühstücken im Beisein der Mönche runden den Eindruck vom Leben in einem Kloster ab.
Was wäre Nepal ohne eine Wanderung am Fuße des Himalayas?! So fahren wir von Kathmandu ca. 7 Stunden bis nach Pokhara. Von dort aus geht es am nächsten Tag mit einem Bus über holprige Wege, durch ein trockenes Flussbett zum Ausgangspunkt der Wanderung. Etwa sechs Stunden dauert unsere Trekking-Tour, immer bergauf, viele Stufen, vorbei an grünen Reisterrassen. Faszinierende Aussichten auf Annapurna-Massiv und den 7.000 m hohen Machapuchare entschädigen für die Plackerei, denn in der Tat ist es für einige von uns sehr anstrengend. Unterwegs haben wir außergewöhnliche Begegnungen mit den Einheimischen, an die wir die gesammelten Sonnenbrillen austeilen. Dabei begeistert uns immer wieder die Freundlichkeit der Bergbewohner!
Wir übernachten im Australian Base Camp. Es gibt ein Abendessen und gemeinsames Lagerfeuer – immerhin feiern wir den 15. Geburtstag von Jonas!
Um 5.20 Uhr stehen wir auf. Schläfrig schleppen wir uns auf die Dachterrasse und erleben einen Sonnenaufgang wie er im Buche steht! Nach unserer Wanderung beenden wir diese wundervollen Tage mit gemeinsamen Pizza-Essen in Pokhara und genießen den Blick auf den Phewa-See.
Es gibt auch viele Momente der Entspannung, z.B. eine lustige Fahrt mit acht Rikschas durch die belebten Gassen von Thamel. Auch die Umrundung und das Verweilen bei der wohl schönsten Stupa in Bodhnath dienen der Entspannung.
Am letzten Tag besuchen wir ein Lepra-Dorf, ca. 40 Minuten von Kathmandu entfernt. Auch das ist für alle Beteiligten ein einschneidendes Erlebnis – an 160 Leprakranke verteilen wir Reis, Dhal und Öl.
Es war für uns so ein intensives Erlebnis. Jeder hat für unser Projekt angepackt – ohne Hemmung, ohne „Abschreckung“, ohne Scheu. Wir waren ein richtiges Team, konnten uns aufeinander verlassen. Wir hatten auch viel Spaß und haben sehr viel gelacht! Viel Glück hatten wir ebenfalls. Niemand ist krank geworden!
Es waren beeindruckende Tage in einem freundlichen Land.
Danke an alle Unterstützer!
Catherine Hofstetter