Gedenken in Mechernich: Zivilcourage und Verantwortung

Am 12.10.2024, dem Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, durften wir, Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Mechernich, im Rahmen unserer AG „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ nicht nur an der Verlegung von acht Stolpersteinen teilnehmen, sondern auch einen Beitrag leisten und an den Bäckermeister Andreas Girkens erinnern, der während der NS-Zeit durch seinen Mut und seine Menschlichkeit herausragte.

Girkens lebte und arbeitete in der Bahnstraße, mitten in unserer Stadt. Er war eng mit seinen jüdischen Nachbarn, den Familien von Dr. Robert und Dr. Ernst David, befreundet. In einer Zeit, in der dies lebensgefährlich war, unterstützte er sie, versorgte sie mit Essen, versteckte sie in seiner Bäckerei und half ihnen, sicher zu jüdischen Ärzten zu gelangen. Selbst als er als „Judenknecht“ beschimpft, seine Bäckerei zerstört und seine Familie drangsaliert wurde, hielt er an seiner Überzeugung fest und widersetzte sich den Nationalsozialisten. Doch dieser Mut hatte tragische Folgen: 1944 wurde er verhaftet, ins KZ Buchenwald deportiert und dort so schwer misshandelt, dass er starb.

Beim jährlichen Gedenkgang am 10.11.2024, der dieses Mal am Haus von Andreas Girkens in der Bahnstraße begann, erzählten wir seine Geschichte den rund 100 Teilnehmern erneut. Franz-Josef Kremer, einer der Organisatoren, erinnerte daran, dass dieser Rundgang vor 25 Jahren ins Leben gerufen wurde und seitdem jährlich stattfindet. Es war bewegend, Menschen dabei zu sehen, die schon vor einem Vierteljahrhundert an dieser Tradition teilgenommen haben.
Unsere abschließenden Worte gaben einen wichtigen Impuls: „Seid nicht taub, seid nicht blind, seid nicht stumm.“ Sie erinnern uns daran, dass wir nicht nur an die Vergangenheit denken, sondern auch Verantwortung in der Gegenwart übernehmen müssen. Der Gedenkgang war für uns eine eindrückliche Mahnung, wie wichtig es ist, Zivilcourage zu zeigen und für Menschlichkeit einzustehen.